BarmeniaGothaer BU-Aktion für Mediziner: Gut gemeint, schlecht gemacht
BarmeniaGothaer BU-Aktion für Mediziner: Gut gemeint, schlecht gemacht
„Exklusive Vertriebsaktion bis Ende 2025: Nur 6 Gesundheitsfragen für Deinen BU-Vertrag als Arzt!“ – mit solchen Schlagzeilen bewirbt die BarmeniaGothaer ihre aktuelle BU-Aktion für Mediziner. Klingt nach einer spannenden Chance für junge Ärzte, einfach und unkompliziert eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.
Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Gut gemeint ist nicht gut gemacht.

👍 Warum wir die BarmeniaGothaer eigentlich mögen
Bevor wir ins Detail gehen: Wir haben die BarmeniaGothaer schon mehrfach gelobt – und das völlig zurecht. In unserem großen BarmeniaGothaer BU Test und auch im Beitrag zu den 🔗 vereinfachten Gesundheitsfragen haben wir gezeigt, dass die Gothaer mit ihren regulären Antragsfragen sehr kundenfreundlich unterwegs ist.
Ein Beispiel:
- Abgefragt werden nur Krankheiten oder Gesundheitsstörungen, die auch zu einer Beratung, Untersuchung oder Behandlung geführt haben.
- Bloße (unbehandelte) Beschwerden sind nicht angabepflichtig.
- Im Bereich Psyche beschränkt sich der Zeitraum auf 3 Jahre – bei vielen anderen Versicherern sind es 5.
Das ist fair, transparent und sorgt dafür, dass Kunden nicht unnötig in Schwierigkeiten geraten.
Nach den letzten, sehr gelungenen Bedingungsupdates inkl. Überarbeitung der Antragsfragen wurde die BarmeniaGothaer auch etwas überrannt und konnte lange Zeit keine anonymen Risikovoranfrage bearbeiten. Das war fast schon ein bisschen schade, schließlich kommt ab einem gewissen Alter keiner mehr mit einer vollkommen weißen Weste daher und eine anonyme Risikovoranfrage vor Vertragsabschluss ist bei uns selbstverständlich.
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Mehr Informationen🤔 Was ist aus den letzten zwei Jahren geworden?
Genau das ist einer der Punkte, die uns am meisten wundern. Eigentlich hatte die BarmeniaGothaer in den letzten zwei Jahren ein starkes Fundament gelegt: Ein gutes Produkt, faire Antragsfragen, sinnvolle Updates. Wäre es da nicht logischer gewesen, weiter daran zu arbeiten, die Prozesse rund um anonyme Risikovoranfragen endlich stabil und praxistauglich hinzubekommen?
Stattdessen werden Ressourcen in eine Aktion gesteckt, die mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Wir fragen uns wirklich: Ist irgendeine Abteilung – Vertrieb, Marketing oder Risikoprüfung – mit diesem Ergebnis zufrieden? Oder weiß man bei der BarmeniaGothaer nicht längst selbst, dass das ein fauler Kompromiss ist, der am Ende keinem wirklich hilft?
Schade, denn anstatt Vertrauen aufzubauen, riskiert man so, das Vertrauen wieder zu verspielen. Und das bei einem Produkt, das eigentlich zu den besseren am Markt zählt.
🤨 Die BU-Aktion für Mediziner: Nur 6 Fragen!?
Und genau deshalb überrascht uns die aktuelle BU-Aktion für Mediziner so sehr.
Die Eckpunkte:
- exklusiver Kurzantrag bis Ende 2025,
- gilt bis Eintrittsalter 35,
- nur 6 Gesundheitsfragen.
Das klingt nach Vereinfachung. In Wahrheit aber steckt der Teufel im Detail.
Klicken, um die vereinfachten Gesundheitsfragen der BarmeniaGothaer BU-Aktion für Mediziner zu sehen
Gesundheitsfragen
Bitte geben Sie Ihre Größe und Ihr Gewicht an:
- Waren Sie in den letzten 36 Monaten länger als ununterbrochen 10 Tage arbeitsunfähig bzw. länger als 10 Tage nicht in der Lage Ihrer ärztlichen Tätigkeit nachzugehen?
- Haben Sie in den letzten 36 Monaten Ihre Arbeitszeit reduziert?
- Bestehen oder bestanden bei Ihnen in den letzten 36 Monaten Gesundheitsstörungen, Krankheiten oder Beschwerden des Rückens, des Bewegungsapparates, der Psyche, des Herzens oder des Kreislaufs, des Magen-Darm-Traktes, Zuckerkrankheit, neurologische Erkrankungen, Multiple Sklerose, Krebserkrankungen, Beschwerden der Augen, der Atmungsorgane, rheumatische Erkrankungen oder Infektionskrankheiten?
Ausgenommen hiervon sind sogenannte Bagatellerkrankungen, ausdrücklich temporäre Grippeerkrankungen.
Hinweis: Wenn man hundert Sachen, die normalerweise einzeln abgefragt werden, einfach in eine Frage packt, macht es das nicht besser, sondern einfach nur noch verwirrender, als es für viele ohnehin schon ist, liebe BarmeniaGothaer!
- Wurde bei Ihnen ein Grad der Behinderung (GDB), ein Grad der Schädigungsfolgen (GDS), eine Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) oder eine Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit zuerkannt, bzw. haben Sie jemals einen Antrag gestellt?
- Haben Sie jemals einen Antrag auf Leistungen bei dem für Sie zuständigen ärztlichen Versorgungswerk gestellt? Hierzu zählen auch Anträge auf Leistungen zur Einstellung einer Einsatzkraft oder Übergangsleistungen?
- Haben Sie in den letzten 36 Monaten verschreibungspflichtige Medikamente eingenommen?

⚠️ Die kritische Frage
Eine der Kernfragen lautet:
„Bestehen oder bestanden bei Ihnen in den letzten 36 Monaten Gesundheitsstörungen, Krankheiten oder Beschwerden des Rückens, Bewegungsapparates, Psyche, Herz, Kreislauf, Magen-Darm, Diabetes, Multiple Sklerose, Krebserkrankungen, Augen, Atmungsorgane, Rheuma, Infektionskrankheiten?
Ausgenommen sind nur Bagatellerkrankungen, ausdrücklich temporäre Grippe.“
Das Problem dabei:
- Unbehandelte Beschwerden statt Behandlungen
Anders als bei den regulären Fragen reicht hier schon das kleinste Symptom. Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Stress – alles muss angegeben werden, unabhängig einer Untersuchung oder Behandlung. - Keine klare Definition von Bagatellerkrankungen
Was ist überhaupt eine Bagatellerkrankung? Eine Zerrung? Eine Allergie? Das bleibt völlig unklar und kann im Leistungsfall zu Streit führen. - Unbehandelte Gesundheitsstörungen
Die Frage spricht nicht nur von Krankheiten oder Beschwerden, sondern auch von Gesundheitsstörungen. Das ist ein extrem schwammiger Begriff. Viele Störungen machen anfangs gar keine Beschwerden – man weiß also oft gar nicht, dass man sie hat.
Und genau hier liegt die Ironie: Diese Frage wird ausgerechnet an Ärzte gestellt. Später könnte man ihnen im Ernstfall sogar vorwerfen: „Du hättest das doch wissen müssen – schließlich bist du Arzt.“ Das ist nicht nur praxisfern, sondern öffnet Tür und Tor für Diskussionen im Leistungsfall.
Zugegeben, hier werden verschiedene Bereiche nicht abgefragt, nach denen sonst gefragt wird. Zum Beispiel Erkrankungen der Haut, der Ohren,… Und dennoch ist es insgesamt eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu der normalen Fragestellung der BarmeniaGothaer.
➡️ Allianz zeigt, wie es besser geht
Dass es auch anders geht, zeigt zum Beispiel die 🔗 Allianz in ihrer Ärzte-Aktion. Dort werden Bagatellerkrankungen klar definiert und aufgelistet:
- grippale Infekte,
- ausgeheilte Sportverletzungen,
- Blinddarm-OP ohne Folgen,
- Heuschnupfen ohne Asthma,
- Pilzerkrankungen,
- u. v. m.
Das ist transparent, nachvollziehbar und fair. Genau so sollte es sein.
⚖️ Verständlich, aber bitte fair und mit echtem Win-Win
Eines ist klar: Wir verstehen natürlich, dass ein Versicherer nicht einfach nur einen stark verkürzten Zeitraum abfragen will, kombiniert mit der Einschränkung „nur behandelte Krankheiten“ und gleichzeitig einem sehr engen Abfragebereich. Denn das würde automatisch zu einer gewissen negativen Risikoselektion führen – also dazu, dass sich überproportional viele mit Vorerkrankungen über die Aktion absichern wollen.
Das ist nachvollziehbar und auch legitim, schließlich muss das Kollektiv geschützt werden. Aber genau deshalb sollte eine Aktion so gestaltet sein, dass sie für beide Seiten funktioniert: Der Versicherer erreicht die Wunschzielgruppe, und der Kunde bekommt eine faire, rechtssichere und wirklich vereinfachte Lösung.
Eine BU-Aktion, die auf den ersten Blick einfach wirkt, in Wahrheit aber voller Fallstricke steckt, ist kein Vorteil – weder für Kunden noch für den Versicherer. Denn das Risiko von Enttäuschung und Streit im Leistungsfall schadet letztlich allen Beteiligten. Eine gute Aktion muss also immer ein echtes Win-Win sein.
🔥 Kurzer Aktionszeitraum: Ein Strohfeuer
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Aktion läuft nur bis Ende 2025.
Eine solide BU-Beratung dauert oft mehrere Wochen, manchmal sogar Monate – wenn man es richtig machen will. Veröffentlicht wurde die Aktion (Ende!) September 2025. Eine „Schnell-schnell-Aktion“ ist da eher ein Strohfeuer, aber keine nachhaltige Lösung.
🎯 Fazit BarmeniaGothaer BU Aktion für Ärzte
Die BarmeniaGothaer BU-Aktion für Mediziner wirkt nicht wie eine echte Vereinfachung, sondern wie ein überhasteter Versuch, schnell Abschlüsse in einer attraktiven Zielgruppe mitzunehmen.
- Marketing wirbt mit „nur 6 Fragen“.
- In Wahrheit steckt in einer Frage fast die gesamte medizinische Bandbreite.
- Eine klare Linie zwischen Vertrieb, Marketing und Risikoprüfung fehlt.
Unser Tipp:
Wer fair und solide BU-Schutz will, sollte lieber die regulären Fragen der Gothaer nutzen. Oder auf andere durchdachte Ärzte-Aktionen zurückgreifen – zum Beispiel die 🔗 HDI BU-Aktion für Mediziner.
Schade, denn mit den regulären Fragen und den Bedingungsverbesserungen war die BarmeniaGothaer eigentlich auf einem richtig guten Weg. Statt diesen Weg konsequent fortzusetzen, hat man sich hier in eine unausgegorene Aktion verrannt. Unser Rat: Nicht vom Marketing-Slogan „nur 6 Fragen“ blenden lassen, sondern lieber auf solide und bewährte Lösungen setzen. So vermeidest Du Fallstricke und bekommst wirklich verlässlichen BU-Schutz.
