Leistungsdynamik sinnvoll?
Die Leistungsdynamik klingt sinnvoll. Aber ob sie das bei genauem Nachrechnen auch ist und wie häufig sie sich in der Praxis auch lohnt, erfährst Du hier!
Unterschied Leistungsdynamik und Beitragsdynamik
Wenn Du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, kannst Du meist zwei verschiedene Arten von Dynamiken wählen.
Beitragsdynamik
Bei der Beitragsdynamik wählst Du eine jährliche Erhöhung von (meist) 3 – 5 %. Damit steigen jährlich sowohl Deine Beiträge, aber auch die Höhe Deiner Berufsunfähigkeitsrente. Damit soll Dein steigendes Einkommen, Deine steigenden Ausgaben und allgemein die Inflation ausgeglichen werden. Allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem Du berufsunfähig wirst. Du kannst der Dynamik später jederzeit widersprechen. Die Beitragsdynamik sollte bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung immer ausgewählt werden! Dadurch erhöht sich Dein Schutz auch dann noch, wenn Du aufgrund von einer Erkrankung keine Erhöhung Deiner vorhandenen Absicherung mehr vornehmen kannst – aber nur längstens bis zum Eintritt einer Berufsunfähigkeit!
Leistungsdynamik
Die Leistungsdynamik tritt erst nach Eintritt der Berufsunfähigkeit ein. Hierdurch erhöht sich die BU-Rente jedes Jahr um den vereinbarten Prozentsatz. Dadurch soll die Inflation ausgeglichen werden. Wenn Du beispielsweise eine BU-Rente von 2.000 EUR vereinbart hast und diese für 20 Jahre erhältst, wären die 2.000 EUR in 20 Jahren weitaus weniger wert als heute. Mit einer Leistungsdynamik erhöht sich die Rente jährlich.
Meistens gibt es eine kostenlose Leistungsdynamik aus Überschüssen, die aber nicht garantiert ist. Diese liegt häufig zwischen 1 und 2 %. Das ist schonmal gut.
Zudem kannst Du eine kostenpflichtige Leistungsdynamik von 1, 2 oder 3 % jährlich vereinbaren.
Wie wirkt sich die Leistungsdynamik aus?
Grundsätzlich klingt eine Leistungsdynamik durchaus sinnvoll. Auch wenn sich 1 – 3 % jährliche Erhöhung nicht viel anhören, das wirkt sich aus!
So verdoppelt sich Deine vereinbarte BU-Rente bei einer jährlichen Erhöhung von 3 % nach 25 Jahren, bei 2 % dauert es ca. 37 Jahre bis zur Verdopplung.
In der Grafik erkennst Du die Entwicklung einer anfänglichen BU-Jahresrente von 12.000 EUR (1.000 EUR monatlich) bei einer Leistungsdynamik von 1, 2 und 3 %.
Dies zeigt, dass sich eine vereinbarte Leistungsdynamik insbesondere dann positiv auswirkt, wenn eine Berufsunfähigkeit besonders lange anhält – über 10, 20 oder 30 Jahre.
Was kostet die Leistungsdynamik?
Die Kosten für die Leistungsdynamik sind davon abhängig, in welchem Alter Du die Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, bzw. wie lange die Versicherung ab Vertragsabschluss läuft. Je jünger Du bei Abschluss bist, desto höher ist prozentual der Beitragszuschlag für den Einschluss der Leistungsdynamik. Durchschnittlich kostet eine jährliche Leistungsdynamik von 1 %, 5 % mehr Beitrag.
Bei Abschluss mit 30 Jahren sind es ca. 7 %, in jüngeren Jahren entsprechend noch mehr.
Warum das so ist? Ganz einfach: Wenn Du bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung noch jung bist, kannst Du auch noch lange berufsunfähig werden. Je älter Du bist, desto kürzer kann eine BU nur noch anhalten.
Welche Alternativen gibt es?
Rentenerhöhung aus Überschüssen
Zum einen ist in den meisten Verträgen bereits eine kostenlose Rentenerhöhung aus den Überschüssen enthalten. Diese Erhöhung beträgt meist zwischen 1 und 2 %, ist allerdings nicht garantiert. Das ist schonmal sehr gut.
Höhe BU-Rente vereinbaren
Wenn Dich eine Leistungsdynamik 5 % mehr Beitrag kostet, kannst Du Dir auch überlegen, eine um 5 % höhere BU-Rente zu vereinbaren (was Dich ebenfalls 5 % mehr kostet…).
Dadurch hast Du anfangs bereits eine höhere Rente bei gleichem Beitrag. Die unverbindliche Rentenerhöhung aus Überschüssen ist nicht mit einkalkuliert.
Hier siehst Du, ab wann die steigende Rente die gleichbleibende übertrifft und auch ab wann die Summe der ausbezahlten Rente höher ist.
Nach sechs Jahren übertrifft die um 1 % steigende Rente die gleichbleibende BU-Rente. Nach elf Jahren liegt auch die Summe der ausbezahlten Renten der sich erhöhenden BU-Rente über der gleichbleibenden.
Was bedeutet das in der Praxis?
Tatsächlich dauern die meisten Fälle von Berufsunfähigkeit „lediglich“ zwischen vier und sechs Jahren. Erst ab einem Alter von 50 Jahren, dauert eine Berufsunfähigkeit im Schnitt zwölf Jahre und länger. Dadurch fährst Du in den meisten Fällen besser, wenn Du einfach eine höhere BU-Rente abschließt, als eine Leistungsdynamik.
Zudem bleibt Dir voraussichtlich immer noch die Rentenerhöhung aus Überschüssen. Sofern Du Dich grundlegend von der Höhe der Berufsunfähigkeitsversicherung richtig abgesichert hast, sollte diese nicht garantierte Rentenerhöhung ausreichen. Leider kann Dir niemand verbindlich sagen, ob die nicht garantierte Leistung immer beibehalten wird.
Die Sache hat zwei Haken
Zum einen funktioniert das nur, wenn Du die Höchstrente gemäß Annahmerichtlinien und Deinem aktuellen Einkommen noch nicht erreicht hast.
Zum anderen, kann es eben doch immer passieren, dass die nicht garantierte Rentenerhöhung wegfällt und Du eben doch wesentlich länger als der Durchschnitt berufsunfähig wirst.
Fazit Leistungsdynamik sinnvoll?
Es bleibt dabei, dass die Idee der Leistungsdynamik grundsätzlich absolut sinnvoll ist. Ob Du bereit bist, den Mehrpreis hierfür zu bezahlen oder nicht, bleibt Dir selbst überlassen. Dazu solltest Du selbst einschätzen, in welchem Fall Du wie gut abgesichert sein möchtest und was Dir das wert ist.
Auch im Versicherungsboten, einem Fachmagazin für Versicherungsvermittler, wurde ein Artikel von mir als Gastautor genau zu diesem Thema veröffentlicht – schau gern einmal rein!